Eigentlich begann heute ja erst die geplante Unstrut-Radtour für uns. Nun, so ganz wie geplant, begann sie dann doch nicht. Kurz hinter Heiligenstadt verfehlten wir die richtige Abzweigung und strampelten einen ungeplanten Berg hinauf. Man könnte es natürlich als Kür bezeichnen, dass wir zu der Anfahrt zur Unstrutquelle einfach mal 6 km und 250 Höhenmeter mehr dazu fuhren. Kurz vor Mittag waren wir dann an der wirklichen Unstrutquelle.. Das Umfeld war gestaltet, wie man sich eine Quelle in den sechziger und siebziger Jahren vorstellte. Das eigentlich sprudelnde Quellchen war mit rustikalen Steinen ummauert. Aber das Quellwasser schmeckt hervorragend und so konnten wir gleich unsere Flaschen mit Original Unstrut Quellwasser für den Tag füllen.

Von nun an ging’s Berg ab. Wir waren endlich auf der Unstrut-Radroute auf dem Weg zu unserem heutigen Etappenziel Bad Langensalza.



Die Wege führten hauptsächlich abseits der Straßen durch die freie Landschaft, mal näher und mal ferner der Unstrut. Kleine malerische Orten wurden durchquert, in denen es auch mal zu Engpässen kam, wenn der Linienbus uns begegnete. Es wurde freundlich von der hübschen Fahrerin gewinkt, als wir uns bedankten, dass Sie uns die Vorfahrt gewährte. Kurze Zeit später konnten wir uns revanchieren, da sie bereits auf dem Rückweg der Tour war und auf der schmalen Landstraße nicht an uns vorbei gekommen wäre.
Auf dem Weg durchquerten wir Eisenbahnviadukte, kamen an malerischen Stromschnellen vorbei und landeten zur Mittagszeit im malerischen Mühlhausen.



Während wir in der Fußgängerzone auf unser Mittagessen warteten, kam mir zum ersten Mal die anstehenden Landtagswahlen in Thüringen in den Kopf. Die Menschen laufen durch die Straße man kommt auf den Gedanken ab zu zählen. Ab zu zählen danach, dass wohl die Hälfte nicht zur Wahl gehen wird und von der zweiten Hälfte jeder Dritte eine rechtsradikale Partei wählen wird. Doch die Bilder, die wir in den kleinen und mittleren Orten bisher gesehen haben, geben für mich überhaupt keinen Grundher, so unzufrieden mit unserer Situation zu sein, um diese Menschen verachtende Partei zu wählen. Die Straßen und Gehsteige sind saniert, die historischen Gebäude renoviert und in lebendigen Farben gestrichen. Vor den Häusern stehen Mittel bis Oberklasse Fahrzeuge, die im Schnitt nicht älter als fünf Jahre scheinen. Was bewegt diese Menschen in einem Umfeld, dass nicht nur im Vorzeigezentrum, sondern auch in den Nebenstraßen der Orte zu entdecken ist, diesem Land gegenüber so verachten zu wählen. Übrigens, warum wegen eines schiefen Turmes nach Pisa fahren, wenn auch Mühlhausen einen Kirchturm zu bieten hat, der der Erdanziehung deutlich zugeneigt ist.

Doch weiter geht die Fahrt durch kleinere Orte, vorbei am Schloss in Altengottern, um uns dem heutigen Tagesziel Bad Langensalza näher zu bringen. Nachdem wir unsere Zimmer in der Pension bezogen haben, schlendern wir durch die kleinen Straßen des historischen Zentrums. Auch hier das eben schon beschriebene Bild von schmucken Fachwerkhäusern aus dem Mittelalter bis ins Jugendstil, dem stattlichen Rathaus und eine gut gestalteten Fußgängerzone. Natürlich gibt es noch Häuser, die auf ihre Sanierung warten, aber auch sie werden in nächster Zeit ihren Nachbarn in nichts nachstehen.


Im Gewölbekeller der Ratswaage gibt es einen sehr reichhaltiges Abendessen mit einem regionalen Bier dazu. Bei den Portionen frage ich mich manchmal, ob ich mittlerweile in das Alter für einen Seniorenteller komme.
Auf dem Heimweg durch die Straßen ist es langsam kühler geworden und wir beschließen, früh zu Bett zu gehen, um die morgige Etappe zu meistern.
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