Radfahren ist Einfachheit. Einfachheit ist Glück. Wie war. Aber einfach ist das Grupeto weder in der Ausstattung noch bei den Speisen. Aber von Anfang an.
Unsere diesjährige Städtereise führte uns nach Lissabon. Lissabon ist nun nicht gerade als Fahrradstadt bekannt und deshalb hatte ich auch keine großen Erwartungen Besonderes zum Thema Fahrrad zu finden. Die Anzahl der Radwege, die wir bei unseren Exkursionen durch die Stadt am Tejo vorfanden, war überschaubar und es schien so, dass lediglich Touristen auf Leihrädern und die unzähligen Fast-Food-Kuriere auf Rädern unterwegs waren. Der Lissabonner fährt Auto. Die Straßen sind verstopft, der ÖPNV steht im Stau und Fußgängerzonen sind eine Seltenheit.
Um so überraschter war ich in der EXPO-City am Ende der Passeio Neptuno auf ein Fahrradcafe zu stoßen.



Das Grupeto (Portugiesisch für Grüppchen; im Radsport bei längeren Rundfahrten eine Gruppe von Fahrern, die sich bei Bergetappen am Ende des Fahrerfeldes bildet) lud mit schattigen Plätzen zu einem Kaltgetränk und Imbiss ein. Im Inneren dann viele Accessoires zum Radsport. An der Decke hängen Trikots und Laufräder, in die Theke ist ein Rennradrahmen integriert, und die Leuchten sind aus Laufrädern gefertigt.




Auf einem großen Tisch sind mehrere spannende Routen rund um Lissabon dargestellt, von denen einige aufgrund der angegebenen Höhenmeter für mich wohl Illusionen bleiben werden. Levi, der uns super bediente und mit dem ich ins Gespräch komme, erzählt von den Routen entlang des Tejo, die auch für mich zu bewältigen seien. Er berichtet auch davon, dass insbesondere an den Wochenenden zahlreiche Rennradfahrer das Grupeto als Zwischenstopp wählen. Natürlich brauche ich für meine T-Shirts Sammlung des Original Grupeto-T-Shirt. Levi’s Kollegin trägt von diesem T-Shirt noch die Spezialvariante.



Wir bleiben noch eine Zeit unter den Palmen sitzen und genießen einfach den Tag. Ich freue mich darüber, in einer Stadt, in der ich wenig zum Thema Rad erwartet hatte doch noch diesen sehr schönen Ort gefunden zu haben und als ich erfahre, dass es neben dem Grupeto Expo noch das Grupeto Crais gibt, steht zumindest ein Tagesordnungspunkt für den vorletzten Urlaubstag fest.

Am nächsten Morgen führt uns der Weg von der U-Bahn-Station Crais do Sodre durch eine quirlige Markthalle. Wenn auch sonst die zahlreichen Marktstände mit dem überbordenden Angebot an Gemüse, Früchten und Kräutern meine Aufmerksamkeit voll umfänglich in Anspruch nimmt und zahlreiche Fotomotive bietet, so ist es hier ein ganz anderer Blickfang. Unter der Decke hängen großformatige Fotografien von Menschen, die teilweise bis zum Hals im Wasser stehen. Ihr Aussehen, ihre Kleidung, ihre Hautfarbe zeigen, dass diese Bilder nicht in einem Land, sondern über die die ganze Welt verteilt entstanden sind. Der Fotograf Gideon Mendel betreibt mit seinem Projekt „Submerged Portraits“ seit Jahren ein Projekt, wie wir einem Faltblatt entnehmen, Menschen in Überflutungsgebieten zu fotografieren. Die Ausstellung hat uns sehr beeindruckt und man konnte kaum einen besseren Ort für diese Ausstellung finden, als einen Stadtteil am Ufer des Tejo.
Die Ausstellung beschäftigt uns nicht nur als wir wenige Meter weiter das Grupeto finden, sondern wirkt bis heute nach.



Das Grupeto Crais öffnet sich direkt zur Straße und bietet eine noch umfangreiche Speisekarte als das Groupeto Expo. Ich komme mit Pancakes Salted Caramell, Joghurt mit Früchten und einem Galão (portugiesischer Kaffee mit Milch) voll auf meine Kosten. Auch dieses Radcafé ist mit zahlreichen Fahrrad Accessoires ausgestattet. Trikots und Laufräder an den Wänden, im hinteren Teil Vitrinen mit Büchern und Radkomponenten. In der hintersten Ecke repariert ein benachbarter Fahrradhändler ein Rad, da er seinen Laden aufgeben musste und das Grupetto ihm „ Asyl“ gewährt hat.



Wir sitzen direkt am Übergang von Café zum Gehsteig, genießen den Galão und beobachten die Menschen, die vorbei schlendern, einen Blick auf die vor dem Laden aufgestellten Fahrräder werfen (im Grupeto kann man auch Räder leihen) und vereinzelt dann hereinkommen. Der Chef gönnt sich, wie wir nebenbei hören, an dem heutigen sonnigen Tag mit einem Freund, einen Rennradausflug in die Umgebung. Noch während wir in seinem Café sitzen, sehen wir die ersten Bilder auf Instagram von seiner Tour. Sie sei ihm gegönnt. Uns treibt es wieder hinaus in die Straßen dieses noch nicht ganz von Touristen überprägten Stadtteils und ein kurzes Stück weiter finden wir in dem vor kurzem eröffneten Designladen noch eine schöne Grafik zum Thema Fahrrad.
So langsam kehrt ein wenig Wehmut über das nahe Ende unserer Städtetour nach Lissabon ein, einer Stadt, die sich durch den massiven Verkehr nicht auf den ersten Blick als liebenswert zeigt und deren Qualitäten und ursprünglichen Orte durch die in den letzten Jahren immer stärker gewordenen Touristenströme manchmal etwas überdeckt werden. Aber allein schon das Grupeto reizt zum wiederkommen.



Summary
By chance, we came across a bicycle-café in Expo City on our city trip to Lisbon. The Grupeto is not only a lovingly designed place with numerous bicycle accessories, delicious food and friendly staff, but also offers the nucleus and meeting point for cycling enthusiasts in a city of car traffic. If you have a love of cycling, you shouldn’t miss the Grupetto Crais or the Grupeto Expo when visiting Lisbon. And if you stop by there, preferably after a sunny bike ride along the Tejo, say hello to Levi from me.
GGroßartiges Erlebnis 👌🤗
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Ja, das war es. Dank Dir für den Kommentar
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Na aber sehr gerne doch! Hab ja auch gerade – am Sonntag – ein tolles Erlebnis gehabt, mit dem @Heinz-Müller-Gedächtnistag im @RadWerkHanau. Haben ihn damit geehrt, den ersten deutschen Straßen-Weltmeister der Profis 1952 auf …. BAUER (what else) Und es gab ja nur 2 bisher …
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👍
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