Nun bin ich schon seit gut einer Woche zurück von der Cyclingworld Europe 2025 und schaffe es leider heute erst meine Eindrücke vom zweiten Messetag zusammen zu fassen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit einigen Bloggern ging es bei wiederum strahlenden Sonnenschein zurück auf das Areal Böhler. Für diesen zweiten Messetag hatte ich mir vorgenommen, ein paar Anbieter aufzusuchen, die ich mittlerweile schon ganz gut kenne und nach Möglichkeit auch die ein und andere Probefahrt auf dem Testgelände zu machen. Gleich hinter dem Eingang fiel mir der Stand von „Me and My Bike“ auf. Ich weiß gar nicht warum, aber ich war ein paar Tage zuvor auf der gut gestalteten Internetseite dieses Radladens aus Düsseldorf gelandet. „Me and my Bike“ unterscheidet sich vielleicht gar nicht so sehr von vielen anderen Radläden, die ein breites Angebot aus Rädern und Zubehör bis hin zu Radleidung bieten hat bei mir aber eine sehr persönliche Eindruck hinterlassen. Ein Stück weiter steht eine Holzkiste im Weg. Alte Schläuche und Mäntel hängen über den Rand und stehen bei der Firma Schwalbe für ein ausgeklügeltes Recyclingkonzept. Schwalbe recycled Schläuche und Mäntel, um das Rohrmaterial für die Herstellung neuer Produkte wieder zu verwenden.


Eine ganz andere Art des Recycling bietet Arthur Kopf. Seine innovativen Produkte aus alten Schläuchen von Taschen über Schüsselanhänger bis hin zu Fliegen für die etwas feineren Fahrrad-Partys machen mich immer wieder neugierig. Die Notebookhülle aus recycelten Fahrradschläuchen tut seit ein paar Jahren einen guten Dienst und fällt insbesondere bei meinen Vorträgen immer wieder auf. Viele Taschen sind für Standardhalterungen am Rad ausgelegt und können so individuell eingesetzt werden. Der Stand füilt sich schnell und so überlasse ich Henry seiner Kundschaft.



Fahrradbegeisterte scheinen nicht nur auf dem Rad und bei der Wahl ihrer Kleidung die Symbolik zu lieben, sondern möchten insbesondere als Radrennsport-Fans ihre Idole én Miniatur zu Hause haben.


Aber zurück zu den Originalen. Es ist doch beruhigend, dass neben besonderen Konstruktionen die Grundform des Diamantrahmens bei der überwiegenden Anzahl der Räder bestand hat. Mich zieht es noch mal zu Rose-Bikes um den Xlite 04 105 Di2 Advanced einen weiteren Besuch abzustatten. Das Cervelo fand eher wegen meines Sohnes den Weg auf die Festplatte, den ich schon seit längerem an die Carbon Fraktion verloren habe.



An der nächsten Ecke treffe ich wieder auf bereits gute Bekannte. Vello bike ist ein ständiger Gast auf der Cyclingworld Europe. Mittlerweile bieten Sie zwei Grundtypen an. Das bereits bekannte Vello Faltrad und das Vello Sub. Besonders raffiniert finde ich den transparenten Regenschutz über dem Kindersitz beim Vello Sub, der den Kindern einen Rundumblick bei der Fahrt gewährt.


Eine sehr schöne Idee ist auch der Titan Bausatz des Vello Bikes für den Vello den European Product Design Award erhalten hat. In ihm sind alle Grundelemente das Vello Bike enthalten. Rahmen, Gabel, Sattelstütze und weiteren Kleinteilen, die speziell am Vello sind. Der Kunde kann dann die weiteren Elemente individuell zusammenstellen und sich sein ganz eigenes Vello Bike zusammenbauen. Die Serie ist auf 100 Stück limitiert und anscheinend ist es in unserer Gesellschaft mittlerweile so, dass das Wort „Limited“ ein absoluter Kaufanreiz ist. Man erzählte mir, dass sie selbst nicht damit gerechnet hätten, dass dies Sätze so schnell verkauft werden würden. Wer also noch sein individuelles Vello besitzen möchte, sollte sich beeilen. Ich schätze das einige dieser auch optisch gut verpackten Bausätze den Weg nie auf die Straße finden werden, sondern den van Gogh im Wohnzimmer von der Wand verdrängen.

Auch eine ganz besondere Idee sind Wunderfix aus der Job Rad Gruppe gekommen. Immer mehr Fahrradkunden kaufen ihr Rad im Versandhandel oder bei größeren Radhäusern, die nicht vor Ort vertreten sind. Was aber tun, wenn Reparaturen anfallen? Wunderfix hat ein System entwickelt, bei dem die Kunden kleine Reparaturen unter Anleitung per Video direkt selbst durchführen können. Sie werden von einem Fahrradmechaniker per Video online angeleitet kleine Reparaturen wie Schaltung einstellen, Bremsen nachziehen, Lenkerposition verändern etc. bis hin zum Reifenwechsel durchzuführen. Wenn für speziellere Reparaturen Spezialwerkzeug benötigt wird, kann auch Wunderfix keine Wunder vollbringen, hilft aber bei der Suche nach einem geeigneten Fachhändler und kann für den Kunden des Schadensbild präzisieren, so dass der Händler vor Ort schneller helfen kann. Voraussetzung für die Nutzung der Wunderfix-App ist, das Versandhandel oder Händler und Vertragsverhältnis mit Wunderfix hat.

Die fest verschraubte Weinkiste auf meinem Hollandrad scheint out zu sein. Rucksäcke,Taschen und Rolls finden sich auf vielen Ständen. Die Materialien sind oft innovativ. Es wird auf Leichtigkeit und Reflektionen gesetzt. Capsuled wendet bei neuen Rucksäcken und Taschen besonders große Reflektionselemente an. Ich glaube, wir kommen nicht ohnehin uns als Fahrradfahren, insbesondere in den dunklen Tageszeiten durch auffällige Kleidung und Reflektionselemente an Rad und Ausstattung zu schützen, weil die, die uns gefährden, die Automobilindustrie immer mehr darauf setzt, dass ihre Fahrzeuge so gebaut sind, dass deren Lenker sicher bei Unfällen sind aber das Thema Rundumsicht überhaupt keine Rolle mehr spielt.



Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, als auf der legendären Berlin Bike Show erste Ecken für Hersteller von eBikes freigeräumt wurden. Heute hat nahezu jeder Hersteller eBikes im Programm und die Verkaufszahlen weisen ständig nach oben. Man hat manchmal den Eindruck, dass es langsam schwierig wird für Menschen, die auf Elektrounterstützung verzichten wollen und wie bei den Autos scheint es so sein zu sein, das Power und Reichweite die entscheidenden Verkaufskriterien sind, obwohl die Anzahl der durchgeführten 150 km Touren bei den meisten Nutzern wohl die Ausnahme darstellt. Wenn für mich irgendwann ein E-Bike infrage kommt, dann darf es nicht aussehen wie ein SUV auf Fahrradreifen. Diese „Platz da“ Mentalität von manchen eMountainbikes, die suggerieren, dass deren User jeden zweiten Tag bis zur Zugspitze hoch radeln, tut meines Erachtens der Fahrradkultur nicht gut.

Anders kommen ein paar Hersteller wie zum Beispiel Urwahn daher, die es schaffen passable Akkuleistung so im Unterrohr unterzubringen, das es kaum auffällt. Die Knotenpunkte werden im 3D-Drucker hergestellt und mit den Rohren verklebt. Diese Produktionsform führt zu einem homogenen Rahmendesign und gefällt mir sehr gut, Wir werden zukünftig an vielen Stellen den Einsatz von 3D-Druckern erleben. Mir hat’s diesmal das Urwahn Waldwiesel angetan, ein auf Gravel ausgerichtet Bike mit oder ohne E-Antrieb und Piniongetriebe. Ich kann es nach dem Besuch des Messestandes auf dem Testgelände fahren. Auch wenn ich aus optischen Gründen kein Freund des Piniongetriebes bin, muss ich bei der Probefahrt feststellen, dass elektronische 9-fach Schaltung und Piniongetriebe mit dem E Antrieb hervorragend zusammenspielen. Das Rad verlangt nach mehr und so hoffe ich in nächster Zeit ausführlicher dieses Rad testen zu können. Früher warb BMW mit dem Spruch „nur Fliegen ist schöner“. Urwahn hat in abgewandelt in „Nie war Fliegen schöner“. Ich werde darüber berichten.



Auch die nächste Probefahrt ist wiederum ein Rad mit Elektrounterstützung das Vello Bike mit dem 250 W Naben-Motor und Zwei-Gang Automatik läuft sie spielend. Was mich an diesem Rad besonders fasziniert ist die Rekuperation. Wenn man während der Fahrt rückwärts tritt, hat es eine leichte Bremswirkung und lädt gleichzeitig den Akku wieder auf. Ich hatte ja bereits vor ein paar Jahren die Gelegenheit, dass Vello Bike ausführlich zu testen und war begeistert wie batterieschonend eine Fahrt durch das auf und ab der Wiener Hügel sein kann.


Zurück in der Halle komme ich noch bei Mason vorbei. Mason stellt auf der Cyclingworld sein Multicycle vor: breite Reifen, ein bequemen Lenker und vor allem eine Vielzahl von Befestigungspunkten für Bikepacking. Selbst für die Wasserflasche hat Mason eine besondere Position an der Sattelstrebe gefunden, wenn das Dreieck des Rahmens durch Bikepacking Taschen komplett gefüllt ist.


Mal sehen, ob in der Stand der Cyclepunks nicht ganz so stark belagert ist und ich mir noch ein Hoodie kaufen kann. Cyclepunks drücken mit ihrem Design auch direkte politische Aussagen aus. Sprüche wie Cyclista – Antifaschista, Ride Bikes – Fight Fascism stellen die klar der Aussage dar, wohin unsere Welt nicht gehen darf.


Nun wird’s aber langsam Zeit zurück in in die Blogger-Lounge zu eilen, um selbst ein paar Vorträge zu hören und meinen eigenen Vortrag zum Thema „Sicherheit und Komfort der Radinfrastruktur“ zu halten. Die Brüder Dorsch berichten über außergewöhnliche Fahrradkonstruktionen abseits des Diamantrahmens, die die Erfinder begeistert haben, aber am Markt sich dann doch oftmals her als Flops heraus stellten. Bernd Schadowski durfte in der Blogger-Lounge seinen neues Buch über Radreisen vorstellen und auch wenn ich nur kurz dabei sein konnte, wecken die Bilder sehr schnell das Fernweh auf zwei Rädern.


An dieser Stelle möchte ich die Macher der Cyclingworld Europe noch mal ganz besonders dafür danken, dass sie mit der Blogger-Lounge den Fahrrad-Bloggern eine Plattform bieten, ihre speziellen Themen einem breiten Publikum vorstellen können.
Auf dem Rückweg zum Ausgang, um noch einen Zug zu erreichen, der mich auch bei Zugausfall oder Verspätung meinen Heimatort zu passabler Uhrzeit erreichen lässt, komme ich noch bei Cycle You vorbei. Hier werden Fahrradreifen zu Gürteln, Schlüsselanhänger und Schmuck verarbeitet. Das Besondere an dem Konzept ist, dass man seinen eigenen treuen Reifenbegleiter einsenden und zu individuellen recycelten Produkten verarbeiten lassen kann. Eine ganz besondere Idee wie ich finde.



Auch wenn der Tag noch lange nicht auf dem Messegelände zu Ende ist und noch einige Programmpunkte anstehen, mache ich mich auf dem Rückweg mit der Tram 76 zurück zum Hauptbahnhof in Düsseldorf. Nach der Cyclingworld ist bekanntlich vor der Cyclingworld und somit ist für mich klar, dass im nächsten Jahr auch noch der Sonntag an meinen Messebesuch angehängt wird. Und doch ist man nach einem Messetag ganz schön platt.

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