Es ist nun zwar schon eine ganze Zeit her aber ich denke immer noch gerne an die Duisburg Steel am 3. Juni 2023 zurück. Nachdem ich von der Veranstaltung gelesen hatte war schnell eine WhatsApp-Gruppe in meiner Heimatstadt gegründet und ein paar Stahlradfans fanden sich unter dem Gruppennamen „Stahlwerk Osnabrück“ zusammen. Ein paar Tage später war die Gruppenanmeldung in der Pre-Booking-Time erledigt und es stellte sich für mich die Frage (frei nach Robert Lemke – die älteren unter uns werden sich erinnern): „welches Radle hättens denn gern“. Zwischenzeitlich gesellten sich auch Ex-Schwager und Schwägerin dazu, obwohl Andreas sich eigentlich fest vorgenommen hatte nicht mit zu fahren. Ein paar gute Worte und die Versicherung, gemeinsam die Runde zu bestehen, komme was da wolle, waren die beiden dabei.
Der Starttag kam näher und ein/zwei Osnabrücker Stahlwerker blieben auf der Strecke, so dass wir schließlich zu fünft an den Start gingen. Ein Teil reiste bereits am Vortag an und wir konnten uns schon mal Startnummern und Käppi abholen.


Den Landschaftspark Duisburg-Nord hatte ich zuletzt vor gut 20 Jahren gesehen, so dass ich sehr gespannt war, welche Veränderungen er durch die Natur erfahren hatte. Auch ohne Duisburg Steel kann ich einen Besuch nur empfehlen.
Wenn man dann noch die Gelegenheit hat, einer Tanz-Perfomance im XX Pact Zollverein beizuwohnen, vorher dort lecker gegessen zu haben und den Vor- und Nach-Genuß mit gutem Wein und den Geschichten der letzten 20 Jahre, die wir uns nicht gesehen hatten zu vollenden, dann kann der nächste Tag nur gut werden.


Am nächsten Morgen fanden wir uns pünktlich am Start ein und konnten auch die anderen Teammitglieder begrüßen. Die Frage, wer die 100-Km-Runde und wer nur die 50er fährt, musste nicht sofort geklärt werden, sondern konnte bis zur Mittagspause verschoben werden. Ich fand es sehr angenehm, dass diese Lösung gefunden wurde. So konnte unser Team den halben Tag gemeinsam radeln und die Entscheidung konnte individuell nach Lust, Laune und Tageskonstitution bei Eintopf und Wurst getroffen werden. Zwar gab es einen gemeinsamen Start der Anwesenden aber Nachzügler konnten noch bis zu einer Stunde hinterher sprinten. Ich empfand diese Möglichkeit sehr gut, da man sich nicht abgehängt fühlte, wenn man einen gemütlicheren Tritt anging. Die Strecke war gut ausgeschildert, die kleinen Grüppchen wechselten auch immer wieder und das Wetter war so strahlend, dass dann doch der ein oder andere Schweißtropfen von der Stirn ran. Natürlich nahmen wir trotzdem den Bonus-Abstecher zur Laterne mit und wurden mit einem grandiosen Ausblick über das ehemalige Zechenland belohnt.


Weiter ging die Tour entlang von Wasserläufen und durch Felder, Wege die man nicht vordergründig mit dem ehemaligen „Kohlenpott“ verbindet. Mittagspause am Rhein, einen Schlag Eintopf in der Schüssel auf dem Stein sitzend kam ich nicht in die Versuchung auf 100 km zu erhöhen. Also trennte sich hier die Spreu vom Weizen oder die Genießer von den Heißspornen. Nikola hatten wir übrigens schon nach den ersten fünf Kilometern aus den Augen verloren, weil unser Bummelzugtempo mit viel Quatschen ihrem Tempodrang widersprach.

Je weiter es in den Nachmittag ging, so zog sich die Menge auseinander. Kurz vor dem Ziel machten wir noch an einem spannenden Kunstwerk halt. In Miniatur sind hier Bauwerke nachgebildet, die in den letzten Jahrzehnten aus dem Ruhrgebiet verschwunden sind. Es regt hoffentlich zum Nachdenken darüber an, wie wir mit der sogenannten grauen Energie bei der Entscheidung Sanierung oder Abriss umgehen.

Am Ziel angelangt gab es noch ein wohlverdientes Bier, ein paar Blicke auf die wenigen Händler mit Fahrradzubehör und Vintage-Bikes (NEIN, ich brauche nicht noch ein Rad, der Fahrradsammlerformel n+1 widerstehe ich heute). Ein paar Abschiedsfotos noch und die Verabredung, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein und es geht auf den Heimweg. Am nächsten Tag erst wurde mir bewußt, welch Aufgabe mir noch bevor stand. Die zahlreichen Wege mit wassergebundener Decke in der Sonne hatten das mint-metallic meines Bianchi in Saharabeige verwandelt. Sonntag ist halt Putztag.
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