Fahrrad-Café St. Pauli oder Hamburg Zufall II

MIOQvH92Sji7a2P7sBY4bQEs war schon spät- oder muss ich sagen früh –  als wir Irmgard Kruses Kneipe auf St. Pauli nach der Geburtstagsfeier verließen. Zum Hotel nahmen wir eine andere Straße als auf dem Hinweg. Auch hier spielte nicht kühle Überlegung sondern der Zufall eine Rolle. Kurz vor unserem Hotel, nur ein kurzer, beiläufiger Blick in eine Seitenstraße, und doch nahm ich ein Fahrrad an einem Schaufenster war. Genug, um mich in die Seitenstraße zu ziehen. Fahrrad-Cafe St. Pauli stand am Fenster. Drinnen ein paar Tische, eine phantasievolle Präsentation diverser Kaffee-Sorten und natürlich Fahrräder. Schnell waren wir uns einig auf das Hotelfrühstück zu verzichten und nach der nun anstehenden Nachtruhe ein hoffentlich leckeres Frühstück zwischen den Fahrrädern einzunehmen. Das Café öffnete zwar erst um Zehn, aber das würde uns nur recht sein.

Am Morgen erwachte ich mit Vorfreude auf das in der Nacht entdeckte Fahrradcafé. Zügig das Zimmer geräumt und um kurz nach zehn betraten wir den Ort der Begierde (zumindest meiner). Da war sie wieder, die Atmosphäre die ich so mag seit es Fahrradcafes gibt. Eine urige, manchmal etwas improvisierte, in den meisten Fällen zumindest ungewöhnliche Einrichtung und natürlich Räder und Teile. Das Fahrrad-Café St. Pauli machte da keine Ausnahme. Die Tische aus alten Türblättern mit einer aufgelegten Glasplatte, unterschiedliche Stühle und verschiedene Regale aus Kisten, daneben alte und neue Räder und wo im einen Raum die Theke platziert ist, befindet sich im zweiten Raum die Werkstatt. Kaffee und Kettenöl sozusagen Wand an Wand.

Die Frühstücksauswahl ist übersichtlich aber reichlich und es ist für jeden etwas dabei. Man kann zuschauen, wie es im Nebenraum frisch zubereitet wird und der Duft des Kaffees zieht schon zu uns herüber. In solchen Locations bin ich immer sehr unhöflich meiner Partnerin gegenüber. Spätestens nach einem halben Brötchen zieht es mich zwischendurch immer wieder zu den Rädern und Ersatzteilen.

Plötzlich füllt sich das Café, da unsere Freunde auf der Suche nach Frühstück unverabredet hereinkommen. Ich wechsel zwischen Gesprächen am Tisch und mit dem Besitzer Razak Steinbrich, der inzwischen gekommen ist. Er erzählt mir, dass der Laden neben dem Verkauf von neuen Rädern vor allem von der Aufarbeitung bzw. Restauration älterer Räder lebt. Natürlich kommen auch die Leute vom Kiez um Reparaturen durchführen zu lassen so wie eine Kundin, die ein Rad abholte und ihr nächstes gleich zur Inspektion dort ließ. An der Wand, fast unter der Decke hängen Rennräder von Peugeot und Herkules. Keine High-Tech Renner oder seltenen Italiener kleiner Fahrradschmieden aber heute zumindest in diesem Zustand seltener gesehene Exemplare. Razak und ich tauschen uns über unsere Räder aus und für eine kurze Zeit verschwinden wir im Keller. Razak sammelt seit der Zeit, als niemand die Stahlrenner mit Schaltung am Unterrohr mehr haben wollte aber seine eigenen Räder stehen woanders. Zur Besichtigung dieser Schmuckstücke verabreden wir uns für meinen nächsten Besuch in Hamburg.

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Die nächste Tasse Kaffee wartet auf mich und auf Razak die Arbeit. Zum Fahrradcafé St. Pauli gehört auch noch das Fahrradcafé Schlump. Razaks Mitarbeiter zeigt mir  noch das Yerka. Eine raffinierte Fahrradkonstruktion mit besonderer Diebstahlsicherung. vJSE5T+wTcmFzjHB3M8smwDas Unterrohr läßt sich teilen und die Sattelstütze wird in das Aufgeklappte Unterrohr geschoben. So lässt sich der Rahmen quasi um den Laternenpfahl schließen und Rad und Sattel bleiben wo mann/frau sie auf St. Pauli abgestellt hat.

Das nächste Frühstück auf St. Pauli ist schon gesichert.

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