Mal wieder in Berlin und diesmal bleibt nach einer Tagung am Abend etwas Zeit, um ein neues Fahrradcafe zu besuchen. Auf Instagram hatte ich schon vor der Eröffnung die ersten geposteten Bilder gesehen und mir den Besuch beim nächsten Berlinaufenthalt vorgemerkt. Aus dem Nächsten wurde nichts. Auch nicht aus dem Übernächsten und den darauffolgenden. Doch nun sollte es sein, obwohl die Zeit schon wieder knapp wurde. Vom Hotel war es ein kurzer Fußweg in die Kantstraße 36 und für einen Cappuccino und ein Gespräch reicht es sicher noch. Vorbei an diversen Asia-Gastronomien erreiche das RADKUNST Cafe von Daniela und Erik.
Die Temperaturen sind auch um sechs noch so angenehm, dass ein paar Gäste draußen sitzen. Durch das Schaufenster sind schon die ersten Italiener zu sehen und mich zieht es natürlich gleich in den Laden. Erst einmal einen Cappuccino bestellt und ein wenig umsehen. Im Ladenlokal müssen sich die Cafe-Tische, edles Radzubehör und die Klassiker die nicht besonders üppige Fläche teilen. Aber so habe ich es schon oft gesehen und so ist man auch ganz nah dran an den Dingen, die wir lieben. Hinter der Bar bietet eine Stahl-Glaswand den vollen Durchblick in die Werkstatt. Der Cappuccino duftet und Daniela und ich kommen ins Gespräch. Sie haben das Ladenlokal von einem älteren Herrn übernommen, der es sich zuletzt leisten konnte, nur noch ausgewählte Räder zu reparieren. Den Ausbau haben sie dann selbst vorgenommen.
Auf der einen Seite die kleine, feine Auswahl an Zubehör und Assessoirs vor einer freigelegten Ziegelwand. Auf der anderen Seite hängen die Klassiker vor einer geputzten, leicht getönten Wand die mit ihrem ruhigen Hintergrund nicht von den filigranen Details der Renner ablenkt. Der alte Terrazzo wurde von Fliesen befreit und passt hervorragend zum Gesamtbild. Ich darf durch den Seitengang nach Hinten in das Reich von Erik. Wohl sortiert und aufgeräumt hat er alles um sich, um den Lieblingen aus Stahl die nötige Pflege und den Service zu Teil werden zu lassen. Wir gehen wieder nach vorn. Die Renner, die hier verkauft werden sind wohl gepflegte Klassiker von Sammlern für Sammler.
Gut aufgearbeitet und durchgecheckt aber nicht auf Ladenneu todsaniert. Sie haben alle haben ihren original Lack. Das Basso in der für mich neuen Farbkombination Celeste/Rot gefällt mir sehr gut. Daneben dann ein Grandis in schwarz. Ein kleines Schwarzes fehlt noch in meiner Sammlung. Doch ich werde heute ohne Rad zurückgehen.
Beim zweiten Blick fällt mir zum Glück jedoch noch das Samurai-Lenkerband auf. Samurai bartape steht schon seit längerem auf meiner Liste und hier liegt es, noch dazu in einem wunderschönen Taubenblau. Genau richtig für mein Louesse. Das ehemals wohl dunkel blaue Lenkerband hat sich seit den 60ern genau in diese Richtung verfärbt. Dummerweise ist es auch Danielas Lieblingsfarbe. Tja Daniela, da musst Du Dir wohl eine neue Rolle bestellen. Samurai bartape kommt aus Japan und ist ein grobes Baumwollband in einer Rips-Bindung und wurde ursprünglich für den festen Gripp der Schwertgriffe konzipiert. RADKUNST ist der erste Laden, in dem ich es sehe. Somit ist wieder eine Fahrt eines Paketwagens eingespart, abgesehen davon, das ich solche feinen Assessoirs lieber ‚live‘ kaufe. Die Ladenöffnungszeit neigt sich dem Ende zu. Die beiden machen mich beim Abschied noch ein wenig neidisch, weil sie davon erzählen, das sie am Wochenende die L’Erioca fahren.
Dann kommt auch Danielas vollverchromtes Rad mit Campa-Ausstattung zum Einsatz. Aus Ehrfurcht vor diesem Wochenendausflug vergaß ich ganz, Erik zu fragen welches Rad ihn begleiten wird. Aber das werden die beiden mir sicher beim nächsten Cappuccino erzählen.
Kommentar verfassen