Retro Fietsbeurs Dessel 2020

Pünktlich morgens um sieben starten wir Richtung Belgien. Das Jahr ist noch frisch und der Drang einige Teile für noch aufzubauende Rennräder zu erhaschen groß. Wir haben uns auch nicht von irreführenden Einträgen im Rennrad-Forum in die Irre leiten lassen, die behaupteten, die Radbeurs würde erst um 12 beginnen. Netter Versuch die Mitbewerber von den Tischen fern zu halten aber so durchsichtig, dass wohl niemand drauf reingefallen ist.

Das Navi gibt 9.55 als Ankunftszeit an, die Autobahn ist leer und wir rollen gemütlich Richtung Süden. Auf der Fahrt tauschen wir uns aus, was jeder auf seiner Wunschliste stehen hat und wieviel davon wohl auf der Rückfahrt im Auto landen. Werner schaut skeptisch auf die Rückbank des Cabrios um abzuschätzen, wieviel Rahmen denn da wohl Platz hätten. Als ich ihm berichte, dass dort schon zwei komplette Rennräder inklusiv aller Laufräder uns nach Kopenhagen begleitet hätten, entspannte er sich. Die Landschaft zieht vorbei und langsam kommt die niederländische Grenze näher. Die Fahrt wird bei 120 noch entspannter und kurz hinter der belgischen Grenze steht nur noch das kurze Stück über Nebenstraßen an.

10.05 rollen wir auf den Parkplatz, der nur noch wenige freie Plätze aufweist und die lange Schlange vor dem Gemeindezentrum in Wittgoor zeigt uns, dass wir genau zur rechten Zeit eingetroffen sind. Die drei Euro entrichtet, das schicke Einlassband um damit man die Beute zwischendurch ins Auto bringen kann und dann geht’s ins Gewühle. Werner sacht noch: “verabreden brauchen wir uns nicht, hier läuft man sich ja ständig über den Weg“ und schon haben wir uns am ersten Stand aus den Augen verloren. Schon bald stelle ich fest, dass es heute anstrengender wird als bei meinem letzten Besuch. Meine Liste ist genauso lang wie vielfältig. Französische Teile für das CNC Spezial, Gerry Burgess Bauteile und Campa-Komponenten vom Beginn der 60er für das Holdsworth und Campagnolo Schaltungen vom Beginn der 80er für das TI Raleigh und den Mike Mullett-Rahmen. Mir war natürlich bewusst, dass ich nur einen kleinen Teil würde finden können, vor Allem, wenn das Budget auch noch begrenzt ist.

Also erstmal einen Überblick verschaffen. Ich merke schnell, dass mir noch Werner‘s geübter Blick fehlt, der über die Schulter der Konkurrenten hinweg die Anzahl der Zähne am Kettenblatt erkennt und die Rekord von der Nuovo Rekord auf drei Meter Entfernung unterscheidet. Nach der ersten Runde und ein paar Preisauskünften gehe ich gezielter vor. Die erste Campa-Schaltung verschwindet in meinem Rucksack. In einer Wühlkiste entdecke ich die kurzen Züge für die Mafac-Mittelzugbremse und die verchromte Schaltzugführung von Campagnolo würde dem Holdsworth Monsun sicher gut stehen. Ich werde langsam ruhiger und ein „Koffee met Kaas-Brodje“ können zwischendurch nicht schaden. Von Werner keine Spur.

Wie beim letzten Mal wird es gegen 12 schon etwas leerer. Vielleicht haben Schnäppchenjäger und Muschelsucher schon ihre Beute gemacht. Für mich wird es jetzt jedoch einfacher. Man kann in Ruhe die einzelnen Komponenten vergleichen, die Laufräder vor und unter den Tischen werden teilweise jetzt erst sichtbar und auch eine ersehnte Campa Rekord-Schaltung findet den Weg in meinen Rucksack.

Mehrfach bin ich schon um die schönen Rekord-Pedalen und die Rekord-Hochflanschnaben herumgeschlichen. Zum Schluss gesellen auch sie sich zu einigen Kleinteilen und Accessoires.

Ich treffe auch Werner wieder und verabreden uns zu einer Schlussrunde. Meine Ausbeute kann sich sehen lassen, auch wenn dass blaue Lederlenkerband von Selle nirgends zu entdecken und Schaltungen von Simplex nicht in akzeptabler Auswahl da waren. Die Assmann-Bauteile für Gianluca waren schon gar nicht zu finden.

Das Fazit: auch 2020 hat sich Dessel gelohnt, insbesondere, da immer noch nicht klar ist, ob Deurne stattfindet. Wir sind 2021 auf jeden Fall wieder dabei.

Den Rückweg nehmen wir wieder durch die Niederlande über Nijmegen und Arnheim. Aber in Nijmegen wartet noch eine besondere Sehenswürdigkeit auf uns. Direkt an der Waal steht ein altes Lagerhaus, das ein besonderes Museum beherbergt, das Velorama. Dazu jedoch in einem gesonderten Bericht mehr.

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